Unterschiedlichste Sportarten auch an PC oder Konsole zu spielen, ist für viele Spieler:innen nichts neues. Im virtuellen Raum ist es eben einfacher Tricks auszuprobieren, Stunts zu wagen oder über die Rennstrecke zu sausen. Schließlich birgt der Spaß an Konsole oder PC den Vorteil, dass mögliche Risiken umgangen werden. Dies ist auch beim virtuellen Fußball wie FIFA 23 der Fall. Für aufstrebende Stars des eFootballs ist es Alltag, mehrere Stunden gemeinsam mit Konsole, Headset und Kontroller zu trainieren. Die neue Art, Fußball auf einer professionellen Ebene zu spielen, scheint sich allmählich durch den jahrelangen Erfolg von kompetitiven Games wie DOTA 2, CS: GO oder League of Legends durchzusetzen. Bereits Fortnite und Rocket League sind durch ihre Beliebtheit vor einigen Jahren auf diesen Zug aufgesprungen - Warum also nicht auch FIFA? Deshalb sollten Fans des digitalen Fußballs diese Entwicklung nicht einfach an sich vorbeiziehen lassen.

Anstatt mit Stollen auf dem Rasen, laufen die Spieler:innen mit Hilfe ihres Kontrollers über zahlreiche Pixel. Hier wird zwar nicht so viel geschwitzt, aber dennoch müssen Körper und Geist fit sein, wenn es ans nächste Match geht. Strategien müssen getestet und die Buttons sorgfältig dosiert werden. Spieler:innen, denen es hierbei an der nötigen Hand-Augen-Koordination mangelt, kommen schnell ins Stolpern. Aber das schöne ist: Jeder leidenschaftliche FIFA-Gamer hat nun die Option, auch in den eSport einzusteigen. Der DFL veranlasste bereits 2012 den Ausbau des virtuellen Fußballs und gründete die virtual Bundesliga (VBL). Bereits 2018 veranstalteten sie ein Turnier im digitalen Rahmen, welches seitdem stetig an Gefallen gewonnen hat. Neben Übertragungen über TikTok, YouTube und Twitch gibt es auch in Köln eine Location, wo Zuschauer:innen live dabei sein können.

Nicht nur Spieler:innen und Fußballfans scheinen sich für diese positive Entwicklung begeistern zu lassen. Auch Wettanbieter steigen in die wachsende Branche des digitalen Fußballs ein. Durch das aufkeimende Interesse der Menschen an dieser Art Fußball zu spielen, passten sie bereits ihre Wettangebote an. Neben den üblichen Sportwetten auf die Bundesliga lassen sich nun auch Wetten in der virtuellen Liga und in anderen eSports Disziplinen platzieren. Ein geschickter Schachzug, wo auch der DFL erpicht darauf zu sein scheint, den virtuellen Fußball in den nächsten Jahren weiterhin auszubauen. Obwohl nicht jeder bekannte Fußballverein bisher seine Finger mit im Spiel hat, wenn es um ihren digitalen Fußballabdruck geht, weiß der DFL, wie er dem entgegenwirken kann. Tatsächlich verordnete der Fußballverbund kürzlich, dass in Zukunft jeder Verein dazu verpflichtet wird, auch ein virtuelles Team aufzustellen. Das klingt im ersten Moment drastisch, allerdings gibt es dafür auch einen guten Grund. Denn, sobald es noch mehr Teams gibt, die bei der VBL mitmischen, können auch internationale Turniere veranstaltet werden. Dies würde alldem noch einmal eine größere Bühne bieten und wohl auch für mehr Wachstum sorgen.

Obwohl bisher noch einige Klasse Teams bei FIFA fehlen, können sich die Turniere trotzdem sehen lassen. Unter anderem hat der 1. FC Köln, FC Schalke 04 und der RB Leipzig bereits ein starkes Team für den digitalen Bolzplatz aufgestellt. Diese partizipierten auch schon in der diesjährigen deutschen Club-Meisterschaft im eFootball. Vor allem der RB Leipzig war hier die Mannschaft, auf der die meisten Erwartungen lagen. Denn sie konnten sich bereits im Vorjahr den Titel sichern und haben ihn im März 2023 erfolgreich verteidigen können. Neben dem RB Leipzig nahmen noch weitere starke Clubs an den Spielen teil. Darunter waren in diesem Jahr in den Top Acht: F.C. Hansa Rostock, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt, FC Schalke 04, FC Augsburg, FC St. Pauli und 1. FC Köln.
Neben den Mannschaften konnte sich aber auch das Preisgeld sehen lassen. Mit einer Summe von insgesamt 72.500€ lag dieses auch ein wenig höher als im vorherigen Jahr mit 65.000€. Diese Gelder sind zwar nur ein Bruchteil davon, was zum Beispiel bei einem Sieg bei League of Legends ausgezahlt wird, können sich aber trotzdem sehen lassen. Letzten Endes entwickelt sich der eSport Bereich rund um den Fußball gerade erst so richtig.

Doch mit der deutschen Club-Meisterschaft findet dieses Jahr des eFootballs noch nicht sein Ende. Auch über die kommenden Grand Finals können Fans des digitalen Fußballs sich freuen. In diesen Spielen treten die Spieler:innen, nachdem sie sich in einer Vorrunde Qualifiziert haben, einzeln an und versuchen für sich den Titel des "Deutschen Meister im eFootball" zu ergattern. Wem der Titel allein nicht reicht, der kann sich zusätzlich noch um den Preisgeld-Pool in Höhe von 100.000€ freuen.

Doch welche Motivation hatte die deutsche Fußballbundesliga, als die den eFootball und dessen Ausbau in die Wege geleitet hat? Neben dem Schaffen neuer Möglichkeiten und dem Eintritt in die digitale Welt für den Fußball, hatte dies einen weiteren entscheidenden Grund: dem erreichen weiterer Zielgruppen. Vor allem die Gen Z wollten einige Vereine durch diese Neuerung mit der Leidenschaft für den Fußball anstecken.  Aber auch dient diese Veränderung dem Kreieren einen zweiten Standbeines für den DFL und die Fußballclubs. Durch den Ausbau eröffnen sich nämlich noch weitere Möglichkeiten vor allem kleinere Vereine finanziell besser unterstützen zu können.

In sämtlichen Games wird mehr und mehr Geld in den Ausbau von eSports investiert. Neben den großen Playern wie GS: GO und DOTA 2 reiht sich nun auch noch FIFA dazu. Und nicht nur die Vereine und Spieler:innen sehen dies als Chance. Auch Wettanbieter sowie allerlei Sponsoren scheinen immer mehr Potential in den digitalen Bereichen für Sport zu sehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage um den eFootball weiterentwickelt. Vor allem durch die Aussprache einer Teilnahmepflicht des VBL für alle Fußballvereine können Fans in Zukunft viel erwarten.