Die Digitalisierung hat längst zahlreiche Bereiche der Gesellschaft durchdrungen. Während Streaming und Gaming lange Zeit als Domäne einer jungen Generation galt, hat sich dies zuletzt stark gewandelt. Games sind längst in allen Altersgruppen vertreten. Sie dienen der älteren Generation nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Gesundheit. Die vielfältigen Inhalte sprechen auch Zielgruppen jenseits der 50+ an. Sie ermöglichen dieser Generation den spielerischen und damit einfachen Einstieg in die digitale Welt.
Wenn ältere Menschen erst die Angst vor dem neuen Unbekannten überwunden haben, dann finden sie zumeist sehr schnell ihren Platz im Cyberspace. So erlernen sie nicht nur den Umgang mit Smartphone, Tablet oder PC, sondern finden schnell neue Freunde und tun etwas für ihre geistige Gesundheit. Dass man mit dem Gaming auch im fortgeschrittenen Alter viel Spaß haben kann, zeigt der Erfolg von Senioren Streamern, die auch im besten Alter noch groß herauskommen.
Das überrascht nicht, schließlich ist die Zielgruppe für seniorengerechte Inhalte riesig. Der demografische Wandel hat dazu geführt, dass mittlerweile mehr als 18 Millionen Menschen in Deutschland 65 Jahre oder älter sind. Das ist ein Bevölkerungsanteil von 22 Prozent. Damit nicht genug, steigt der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe im Vergleich zu anderen rasant an. Das Potenzial für Senioren Streamer wächst also weiterhin unaufhörlich.
Jeder zehnte Gamer in Deutschland ist über 60 Jahre alt
Betrachtet man die Gruppe der Gamer in Deutschland, dann zeigt sich, dass zehn Prozent davon zwischen 60 und 69 Jahre alt sind. Sie spielen zumindest gelegentlich auf dem PC, Konsolen, Smartphones oder Tablet. Damit ist diese Gruppe bereits deutlich größer als jene im Alter der Kinder zwischen 6 und 9 Jahren. Noch deutlich höher ist der Anteil der 50 bis 59-Jährigen. Diese sind inzwischen zur größten Altersgruppe beim Gaming aufgestiegen und erreichen 19 Prozent.
Der Trend hin zu immer älteren Spielern zeigt sich auch im Durchschnittsalter. Dieses ist innerhalb von nur sechs Jahren von 31 auf 37 Jahre angestiegen. Selbst innerhalb der Geschlechter ist nun schon beinahe eine Parität erreicht. 52 Prozent der Gamer sind männlich, 48 Prozent weiblich.
Doyle Brunson wurde im hohen Alter zum Idol junger Pokerspieler
Sie alle treffen auf eine enorme Auswahl an Möglichkeiten. Schließlich ist Gaming zur größten Unterhaltungsindustrie der Welt aufgestiegen. Die Bandbreite reicht von klassischen analogen Spielen, die nunihren Platz in der digitalen Welt gefunden haben, bis hin zu hochkomplexen Grafikmonstern, da ist für jeden Geschmack etwas mit dabei.
Ein gutes Beispiel für Spieler, die auch im fortgeschrittenen Alter noch mit ihren Fähigkeiten begeistern können, ist der Pokerspieler Doyle Brunson. Er war auch in hohem Alter noch an den Pokertischen zu finden und inspirierte mit seinem Können, seiner Erfahrung und zahlreichen Poker Chip Tricks nachfolgende Generationen. Brunson hatte sich über Jahrzehnte hinweg den Respekt seiner Gegner erarbeitet und wurde durch die TV-Übertragungen von Pokerturnieren neuerlich populär. Der Godfather of Poker bewies immer wieder, dass auch Senioren beim Gaming mit einer jungen Generation mithalten können.
Zwei Streaming-Omas begeistern ihre Fans
Das gilt auch für die Seniorinnen WowGrandma78 und Marmeladenoma. Sie haben auf Twitch zehntausende Follower. Auf einer Plattform, die normalerweise der jungen Generation gehört, ziehen die beiden Damen jede Menge Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Themengebiete könnten allerdings unterschiedlicher nicht sein. Während Marmeladenoma einem Klischee folgt und ihre Fans mit einem wöchentlichen Märchenabend unterhält, setzt WowGrandma78 ganz auf World of Warcraft. Die Streaming-Seniorinnen haben sich einen Namen gemacht und unterhalten ihr Publikum bestens.
Der Gamingname von WowGrandma78 sorgt immer wieder für Verwirrung. Schließlich gehen neue Follower zunächst davon aus, dass die rüstige Seniorin 1978 geboren wurde. Doch wenn sich herausstellt, dass mit 78 nicht das Geburtsjahr, sondern das Alter gemeint ist, staunt so mancher Bauklötze. Immerhin gilt World of Warcraft nicht gerade als das ideale Unterhaltungsprogramm für Menschen ab einem Alter von 75 Jahren.
25 Jahre Erfahrung
Dabei ist die Amerikanerin schon ein alter Hase, wenn es um Gaming geht. Sie zockt bereits seit 1998. Mit fast 25 Jahren Erfahrung ist ihrer Konkurrenz weit voraus. Einst begann sie mit Strategie- und Puzzlespielen, doch schon 2004 entdeckte sie den Klassiker World of Warcraft. WowGrandma78 ist also von Beginn an mit dabei. Zunächst war sie laut eigenen Angaben wenig begeistert, doch schon wenige Monate nach Veröffentlichung konnte sie nicht mehr genug kriegen. Einmal vom World of Warcraft-Fieber gepackt, verbrachte sie dann bis zu 15 Stunden vor dem Bildschirm.
Als sie mit dem Streamen begann, dachte sie zunächst, dass ihr niemand zusehen würde, doch damit irrte sie gewaltig. Das Game begeistert sie noch immer. Vor allem die zahlreichen Details, die Blizzard Entertainment World of Warcraft seinem Game spendiert hat, machen ihr noch immer Freude. Obwohl sie erst seit rund eineinhalb Jahren als Streamerin aktiv ist, kann sie bereits auf eine große Fangemeinde verweisen. Diese wuchs innerhalb nur eines Jahres auf 30.000 Follower an. Mittlerweile sind es fast 69.000.
Ein anderes Publikum spricht Marmeladenoma an. Die Deutsche interessiert sich zwar grundsätzlich nicht für Technik und hat doch fast 70.000 Follower auf Twitch. Den Einstieg in die digitale Welt verdankt sie ihrem 19-jährigen Enkel. Er kümmert sich um die technischen Aspekte, während Marmeladenoma einmal pro Woche, und zwar jeden Samstag, ihre Follower mit Märchen unterhält.
Diese Idee hat eingeschlagen. Die Seniorin erhält jeden Tag Briefe aus aller Welt. Diese Form der Kommunikation mit ihren Fans ist der Deutschen sehr wichtig. Viele von ihnen wünschen sich eine Großmutter, die ihnen ebenfalls Geschichten und Märchen vorliest. Marmeladenoma sieht ihr Hobby als Streamerin, auch als eine Möglichkeit, ihre schwere Kindheit zu bewältigen. So hilft sie nicht nur ihren Followern, sondern auch sich selbst. Gaming ist also sehr viel mehr als nur Unterhaltung, davon ist auch die Wissenschaft überzeugt.
Mit Gaming geistig fit bleiben
Wer sein Gehirn bis ins hohe Alter trainiert, kann der Demenz vorbeugen. Das haben Wissenschaftler schon vor langer Zeit nachgewiesen. Wird das Gehirn durch neue Reize stimuliert, dann wachsen Nervenzelle nach. Gaming kann also ein ideales Gehirntraining sein. So können Senioren den zunehmenden Bewegungsmangel im Alter kompensieren und geistig fit bleiben.

Das Spielen stimuliert einen Bereich im Gehirn, der für die Schaffung von Erinnerungen und deren Überführung in das Langzeitgedächtnis verantwortlich ist. Videospiele erzeugen einen Effekt, der dem von Sport und Bewegung nahekommt. So trainieren sie virtuell und helfen mit, ihr Gedächtnis in Schwung zu halten. Die Beschäftigung mit Games haben eine positive Auswirkung auf die Denkfähigkeit und das Gedächtnis. Dies wird durch die Unterhaltung und den Spaß zusätzlich gefördert.
Zahlreiche Fähigkeiten verbessern sich
Die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen waren erstaunlich. Gaming schulte die Beweglichkeit und den Gleichgewichtssinn. Es verstärkte die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und förderte das räumliche Vorstellungsvermögen. Damit nicht genug, regte es die Lernfähigkeit an und motivierte zum planvollen Handeln im Alltag. Damit erwies sich das Spielen als ideale Vorbeugungsmaßnahme gegen Demenz. Kein Wunder also, dass auch die Wissenschaft die Beschäftigung mit Spielen im Alter empfiehlt.
Längst setzt sie dieses auch zur Behandlung von Demenz ein. Doch dies ist nur ein angenehmer Nebeneffekt des Gamings. Im Vordergrund sollte schließlich der Spaß am Spiel und damit ein Beitrag zu einem erfüllten Leben stehen. Diesen Beitrag kann das Gaming ebenso leisten wie das Streaming, denn der Kontakt und Austausch mit Anderen ist für das soziale Wesen Mensch enorm wichtig, um jung zu bleiben und sich wohlzufühlen.
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